Wenn uns Menschen aus unserem sozialen Umfeld manipulativ oder kontrollierend behandeln oder uns sogar verbal und emotional misshandeln, ist es wichtig, dem Konflikt besonnen und klar zu begegnen und effektiv unsere Grenzen zu schützen. Das ist nicht immer einfach, vor allem dann, wenn die Person, gegen die man sich wehren möchte, jemand ist, den man liebt oder von dem man in irgendeiner Weise abhängig ist.
Zuerst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass du damit nicht allein bist. Viele Menschen befinden sich in ähnlichen Situationen und suchen nach Wegen, um ihre Grenzen zu schützen.
Die Bedeutung stabiler Grenzen in der Kommunikation mit toxischen Menschen
Toxische Menschen sind Personen, die uns emotional, mental oder physisch schaden. Ob es sich um Familie, Freunde oder Kollegen handelt, wir alle haben schon einmal mit einer solchen toxischen Person zu tun gehabt.
Gesunde Abgrenzung ist ein entscheidender Schritt, um die eigene seelische Gesundheit zu bewahren. Hier kommt es vor allem auf eine klare und bestimme Kommunikation der eigenen Bedürfnisse an.
Sieben Schritte können dabei helfen, deine Grenzen klar zu benennen und zu schützen:
- Erkenne und akzeptiere, dass das Verhalten der toxischen Person negative Auswirkungen auf dein Leben hat. Das können kleine Vorkommnisse sein, die dir ein ungutes Gefühl bereiten. Sie können aber auch Ausmaße annehmen, die deine Lebensqualität entscheidend beeinträchtigen oder sogar deine Lebenspläne durchkreuzen. Es ist wichtig, dass du dir darüber bewusst bist, dass das Verhalten anderer Menschen nicht immer gesund und positiv
- Entwickele Selbstbewusstsein und Selbstfürsorge. Nur wenn wir uns selbst lieben und uns Wert geben, können wir unsere Grenzen schützen und unseren eigenen Bedürfnissen gerecht werden.
- Lerne, klar und bestimmt zu kommunizieren. Sage „Nein“ zu Dingen, die dir nicht guttun, und lasse dich nicht von anderen überreden, etwas zu tun, was du nicht willst.
- Sei konsequent. Es reicht nicht aus, einmal „Nein“ zu sagen und dann nachzugeben. Bleibe bei deiner Entscheidung und lasse dich nicht von Manipulationstaktiken, wie zum Beispiel Schuldgefühlen, Drohungen, etc. einschüchtern.
- Suche Unterstützung. Sprich mit Freunden, deiner Familie oder einer professionellen Person, die dir helfen kann, deine Gefühle zu sortieren und praktische Lösungen zu finden.
- Suche dir einen Ausgleich, um mit der emotionalen Belastung durch die toxische Beziehung umzugehen. Das Schreiben kann dir Helfen, bei dir selbst zu bleiben und dir immer wieder Klarheit über deine Bedürfnisse und Gefühle zu verschaffen.
- Wenn es gar nicht anders geht, verlasse die Situation. Dies kann schwierig sein, vor allem, wenn Abhängigkeiten bestehen, wie in einem finanziellen Abhängigkeitsverhältnis oder auch in einer Trauma-Bindung. Aber es ist möglich und deinen Seelenfrieden auf jeden Fall wert.
Warum darf toxisches Verhalten nicht ignoriert werden?
Toxische Menschen neigen dazu, auf ungesunde Weise Kontrolle auszuüben, indem sie Dominanz, Kritik oder Schuldzuweisung einsetzen. Wenn du ihr Verhalten ignorierst, kann können dein Selbstwertgefühl und dein Selbstbewusstsein massiv darunter leiden. Du beginnst, an dir selbst zu zweifeln, bekommst das Gefühl, dass du immer falsch liegst und hörst auf, auf deine eigenen Bedürfnisse zu achten.
Auch Stress und Angst können sich einstellen. Toxische Menschen können schließlich deine emotionale und sogar körperliche Gesundheit beeinträchtigen. Du befindest dich in ständiger Sorge um ihre Reaktion auf deine Handlungen und Worte. Anspannung, Schlaflosigkeit und Angstzustände können die Folge sein.
Indem du deine eigenen Bedürfnisse ignorierst, hörst du auf, Protagonist in deinem eigenen Leben zu sein. Du verlierst wertvolle Lebenszeit, vielleicht auch Beziehungen, Geld, triffst Fehlentscheidungen zu deinen Ungunsten – und blickst irgendwann auf die Scherben zurück, während der Narzisst oder die toxische Person einfach weiterzieht und sein Leben lebt.
Weshalb es so schwer ist, gegenüber einem Narzissten die eigenen Grenzen zu wahren, das beschreibt Sven Grüttefien auf seiner Webseite www.umgang-mit-narzissten.de sehr anschaulich:
Das Gefühl für das eigene Selbst fehlt. Das Selbstgefühl des Narzissten ist nicht entwickelt, weshalb er auch kein Gefühl für seine Grenzen haben kann. Er kann nicht fühlen, was zu ihm gehört und was zu einem anderen. Für den Narzissten fließt alles ineinander, was bei ihm zu innerer Verwirrung führt. Um Halt und Sicherheit zurückzuerlangen, schafft sich der Narzisst dann ein Image, das ihm eine Identität geben soll. Fortan muss er sehr viel Kraft investieren, um dieses Idealbild von sich aufrechtzuerhalten und zu verteidigen.
Lösen sich Grenzen in einer Beziehung auf, dann wird kein Unterschied mehr gemacht zwischen Mein und Dein. Alles gehört zu dem Narzissten: der Partner, dessen Haus, Auto, Vermögen, dessen Zärtlichkeit, Gefühle und sogar seine Gedanken. Alles was der Partner ist und hat, gehört auch dem Narzissten. Sobald sich der Narzisst mit einem Partner verbindet, verschwimmen die Grenzen zwischen den Individuen und es gibt keine zwei Persönlichkeiten mehr in der Beziehung, sondern nur noch ein Paar. Ähnlich wie der Wassertropfen, der ins Meer fällt und aufhört zu existieren, hören auch die Individuen in einer narzisstischen Beziehung auf zu existieren.
Es gibt auf der emotionalen Ebene nur noch das Paar – das Uns – allerdings unter der Führung des Narzissten. So ist es zu erklären, dass sich der Narzisst enorm damit schwertut, wenn sich der Partner emotional distanziert. Wenn der Partner nicht dieselben Gedanken hat wie der Narzisst, wenn der Partner andere Wünsche und Vorstellungen äußert als der Narzisst, wenn der Partner eigene Wege gehen möchte – und sei es auch nur für einen Augenblick – dann entsteht in dem Narzissten ein Gefühl der Panik, weil er Angst hat, dass das zusammengewachsene Paar auseinanderbrechen, sein Image beschädigt werden und er die Kontrolle verlieren könnte. Er würde das auf der seelischen Ebene als eine schmerzhafte Beschränkung erleben. Würde er sich nur auf sich selbst beschränken, dann würde er sich als ungenügend empfinden.„
Sven Grüttefien
So kommunizierst du deine Grenzen
Um toxischen Menschen erfolgreich Grenzen aufzuzeigen, ist es unerlässlich, aktiv vorzugehen und eine klare, bestimmte Kommunikation zu verwenden. Hier sind einige Punkte, die dich dabei unterstützen können:
Definiere deine persönlichen Grenzen
Der erste Schritt besteht darin, deine persönlichen Grenzen genau wahrzunehmen. Wo liegen deine Komfortzonen? Was sind deine Bedürfnisse und Erwartungen in bestimmten Situationen? Nimm dir Zeit, um dies zu reflektieren und erstelle dir eine Liste deiner Prioritäten.
Bereite dich mental auf das Setzen von Grenzen vor
Es kann schwierig sein, toxischen Menschen Grenzen aufzuzeigen, denn dies kann schnell zu Konflikten und Ablehnung führen. Insbesondere Narzissten, haben oft Schwierigkeiten, Grenzen zu akzeptieren und können versuchen, sie immer wieder zu überschreiten. Bereite dich mental auf mögliche Szenarien vor und übe, auch bei Einschüchterungsversuchen klar und bestimmt zu kommunizieren.
Verwende eine klare und bestimmte Sprache
Sage deutlich, was du willst, und was du nicht willst. Vermeide Verallgemeinerungen oder schwammige Aussagen. Auch Einleitungen wie „Ich denke“ oder „Ich fühle“ bieten Einfallstore und sollten in dem Zusammenhang vermieden werden.
Bleibe ruhig und selbstbewusst
Kontrolliere deine Emotionen, damit die Diskussion nicht eskaliert und du die Kontrolle behältst. Bleibe konsequent und halte an deinen Grenzen fest. Wenn du inkonsistent bist, können toxische Menschen versuchen, dich zu manipulieren oder deine Grenzen nicht ernst zu nehmen.
Sage Nein
Um deine Grenzen zu wahren, ist es manchmal notwendig, Nein zu sagen. Wenn du das Gefühl hast, dass ein bestimmtes Verhalten für Sie unangenehm oder ungesund ist, dann sage es klar und deutlich. Achtung! Narzissten haben oft Schwierigkeiten, ein „Nein“ zu akzeptieren und können dann aggressiv reagieren. Bereite dich innerlich bereits darauf vor und bleibe auch bei Einschüchterungsversuchen und Manipulationen aller Art konsequent. Denke daran: Ein „Nein“ ist ein „Ja“ zu dir selbst.
Suche dir Unterstützung
Es ist eine schwierige Aufgabe, toxischen Menschen gegenüber Grenzen zu setzen, ohne sich überfordert, ängstlich oder schuldig zu fühlen. Unterstützung und Anleitung kann sich hier als wertvoll erweisen, um diese Situationen zu meistern.
Ein nicht wertender, einfühlsamer Verbündeter kann dir den Raum und die Bestätigung bieten, die du brauchst, um deine Gefühle und Gedanken zu verarbeiten, deine Ziele zu organisieren und einen Aktionsplan zu entwickeln.
Soziale Unterstützung von Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann dir emotionale Unterstützung, praktische Ratschläge, Motivation und Hoffnung geben.
Positive Aktivitäten im Tagesablauf, wie z. B. Achtsamkeitsübungen, Sport, Zeit in der Natur verbringen oder das Treffen mit lieben Menschen schafft Glückshormone und bildet ein Gegengewicht zu den negativen Emotionen, die Narzissten und andere toxische Menschen in uns auslösen. Halte vor allem Beziehungen zu Menschen, die deine Grenzen respektieren und bestätigen, aufrecht und meide diejenigen, die dich kleinhalten oder nicht respektieren wollen.
Wenn die Situation zu überwältigend wird, solltest du einen Berater, Coach oder Therapeuten aufsuchen, der dir Techniken und Hilfsmittel zur Verfügung stellen kann, um deine Emotionen zu bewältigen, deine Durchsetzungsfähigkeit zu stärken und ein erfüllteres Leben zu führen.
Denke daran, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, Unterstützung und Hilfe zu suchen, sondern ein Akt des Selbstmitgefühls, der Selbstachtung und der Selbstfürsorge.
Schreiben ist ein guter Weg, Klarheit über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse und damit auch über die eigenen Grenzen zu erhalten. Sind diese schon in der Vergangenheit oft überschritten worden, tun wir uns gelegentlich schwer, sie noch zu spüren. Regelmäßiges Schreiben macht den Weg frei zu unserem Unterbewusstsein, unseren oft verdrängten Wünschen und macht uns so bewusst, was wir wirklich für uns selbst wollen und wo unsere Grenzen überschritten werden. Ich lege dir aus eigener Erfahrung Methoden des Therapeutischen Schreibens sehr ans Herz. Hier kannst du dir Zeit für dich selbst nehmen und dir gegenüber absolut wahrhaftig sein, ohne die Zensur oder die Beurteilung durch andere Menschen zu fürchten.